LOT 2010:
Jeronimus van Diest II.: Ruderboot, Smalschip und weitere Schiffe auf bewegter See
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€18,000 - €36,000
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Jeronimus van Diest II.: Ruderboot, Smalschip und weitere Schiffe auf bewegter See
Jeronimus van Diest II.
Ruderboot, Smalschip und weitere Schiffe auf bewegter See
um 1650-60
Öl auf Leinwand; gerahmt
102 x 144 cm
Lempertz, Köln, 16. Mai 2009, Nr. 1075 (als Simon de Vlieger);
Kunsthandel, Österreich, 2010;
Dorotheum, Wien, 10. November 2020, Nr. 224 (als Simon de Vlieger);
Dorotheum, Wien, 9. Juni 2021, Nr. 191 (als Pieter Mulier Nachfolger);
Niederländischer Privatbesitz
Auf heftig bewegter See kreuzen mehrere Boote und Schiffe. Die vordere Wellenbahn ein vollbesetztes Ruderboot tragend ist in der Art eines Repoussoirs dunkelgrau gestaltet. Im rechten Mittelgrund fährt ein ‚Smalschip‘ nach rechts, auf welchem zwei Seeleute das Vorsegel und die Flagge sichern, während ein Dritter das Ruder bedient. Weitere Schiffe beleben die See im Hintergrund, während in der Ferne des linken Bildteils diagonale leicht streifige Partien den Niedergang von Regenschauern andeuten. Dort hebt sich vor einem helleren Himmelsbereich die Silhouette einer Kirche mit einem stumpfen Turm ab. Der Schauplatz ist nicht näher spezifiziert. Doch die Anwesenheit von Dreimastern in Küstennähe deutet auf die Zuiderzee hin, die bis auf den Zugang zur offenen Nordsee von Festland umgeben war, aber von Dreimastern befahren werden konnte.
Seit dem Aufscheinen des Gemäldes am Kunstmarkt im Jahre 2009 hat es bisweilen unterschiedliche Zuschreibungen erfahren und wurde sowohl Simon de Vlieger (1600/01-1653) als auch einem Nachfolger Pieter Muliers I. (um 1600-1659/61) zugeschrieben. In einer ausführlichen Analyse konnte Dr. Gerlinde de Beer das vorliegende Seestück nun jedoch als eigenhändiges Werk des in Den Haag und London tätigen Marinemalers Jeronimus van Diest II. identifizieren.
Das Gemälde ist besonders vergleichbar mit zwei monogrammierten Werken van Diests: "Heringfänger unter Geleit von Kriegsschiffen" in der Sammlung Inder Rieden (vgl. G. de Beer, u.a.: The Golden Age of Dutch Marine Painting, The Inder Rieden Collection, Leiden 2019, Bd. II, Kat. Nr. 43) und "Marinelandschaft mit Fischern im Vordergrund" (Koller, Zürich, 1. April 2011, Lot 3027). Gemälde wie diese beinhalten kleine Details, die auf Werken von Jeronimus van Diest immer wiederkehren, wie beispielsweise kreisförmige Wolkenformationen durch eine mittige Aufklarung des Himmels, sowie unvermittelt auftauchende kleine Buntwerte in der Kleidung der Seeleute oder drapierte Tücher, hier das verspielte, dekorative Element der um den Flaggenstock gewickelten Flagge. Auch das vollbesetzte Ruderboot mit vorn links mit zehn Insassen, von denen ein Stehender einen Bootshaken hält, findet sich immer wieder, beispielsweise in der oben erwähnten "Marinelandschaft" oder ein ähnliches Boot mit sechs Insassen auf Jeronimus van Diests 1667 entstandenem Hauptwerk, welches das beschlagnahmte englische Admiralsschiff ‚Prince Charles‘ (Amsterdam, Rijksmuseum, inv./cat.nr. SK-A-1389), zeigt (vgl. Gutachten Dr. Gerlinde de Beer).
Jeronimus van Diest II.
Rowing boat, Smalschip and other vessels on a rough sea
c. 1650-60
oil on canvas; framed
102 x 144 cm
Lempertz, Cologne, 16 May 2009, lot 1075 (as Simon de Vlieger);
art dealer, Austria, 2010;
Dorotheum, Vienna, 10 November 2020, lot 224 (as Simon de Vlieger);
Dorotheum, Vienna, 9 June 2021, lot 191 (as Pieter Mulier, follower of);
private property, Netherlands
Several boats and ships are cruising on a violently moving sea. The front wave track carrying a fully manned rowing boat is designed in dark grey in the manner of a repoussoir. In the right-hand middle ground, a 'smalschip' is sailing to the right, on which two sailors are securing the foresail and flag, while a third is operating the rudder. More ships poulate the sea in the background, while in the distance on the left, diagonal, slightly streaky sections suggest the descent of rain showers. There, against a lighter area of sky, the silhouette of a church with a blunt tower stands out. The location is not specified. But the presence of three-masters near the coast points to the Zuiderzee, which was surrounded by land except for the entrance to the open North Sea, but could be navigated by three-masters.
Since the painting appeared on the art market in 2009, it has been attributed to both Simon de Vlieger (1600/01-1653) and a successor of Pieter Mulier I (c. 1600-1659/61). In a detailed analysis, however, Dr Gerlinde de Beer has now been able to identify the present seascape as an autograph work by the marine painter Jeronimus van Diest II, who worked in The Hague and London.
The painting is particularly comparable to two monogrammed works by van Diest: "Herring Catchers under Escort of Warships" in the Inder Rieden Collection (cf. G. de Beer, et al: The Golden Age of Dutch Marine Painting, The Inder Rieden Collection, Leiden 2019, vol. II, cat. No. 43) and "Marine Landscape with Fishermen in the Foreground" (Koller, Zurich, 1 April 2011, lot 3027). Paintings like these include small details that recur in works by Jeronimus van Diest, such as circular cloud formations caused by a central clearing of the sky, as well as unexpected small, coloured values in the sailors' clothing or draped cloths, here the playful, decorative element of the flag wrapped around the flagpole. The fully occupied rowing boat with ten occupants in the front left, one of whom is standing and holding a boat hook, is also found again and again, for example in the above-mentioned "Marine Landscape" or a similar boat with six occupants in Jeronimus van Diest's 1667 major work, which shows the seized English admiral's ship 'Prince Charles' (Amsterdam, Rijksmuseum, inv./cat.no. SK-A-1389), (cf. certificate Dr. Gerlinde de Beer).
Ruderboot, Smalschip und weitere Schiffe auf bewegter See
um 1650-60
Öl auf Leinwand; gerahmt
102 x 144 cm
Lempertz, Köln, 16. Mai 2009, Nr. 1075 (als Simon de Vlieger);
Kunsthandel, Österreich, 2010;
Dorotheum, Wien, 10. November 2020, Nr. 224 (als Simon de Vlieger);
Dorotheum, Wien, 9. Juni 2021, Nr. 191 (als Pieter Mulier Nachfolger);
Niederländischer Privatbesitz
Auf heftig bewegter See kreuzen mehrere Boote und Schiffe. Die vordere Wellenbahn ein vollbesetztes Ruderboot tragend ist in der Art eines Repoussoirs dunkelgrau gestaltet. Im rechten Mittelgrund fährt ein ‚Smalschip‘ nach rechts, auf welchem zwei Seeleute das Vorsegel und die Flagge sichern, während ein Dritter das Ruder bedient. Weitere Schiffe beleben die See im Hintergrund, während in der Ferne des linken Bildteils diagonale leicht streifige Partien den Niedergang von Regenschauern andeuten. Dort hebt sich vor einem helleren Himmelsbereich die Silhouette einer Kirche mit einem stumpfen Turm ab. Der Schauplatz ist nicht näher spezifiziert. Doch die Anwesenheit von Dreimastern in Küstennähe deutet auf die Zuiderzee hin, die bis auf den Zugang zur offenen Nordsee von Festland umgeben war, aber von Dreimastern befahren werden konnte.
Seit dem Aufscheinen des Gemäldes am Kunstmarkt im Jahre 2009 hat es bisweilen unterschiedliche Zuschreibungen erfahren und wurde sowohl Simon de Vlieger (1600/01-1653) als auch einem Nachfolger Pieter Muliers I. (um 1600-1659/61) zugeschrieben. In einer ausführlichen Analyse konnte Dr. Gerlinde de Beer das vorliegende Seestück nun jedoch als eigenhändiges Werk des in Den Haag und London tätigen Marinemalers Jeronimus van Diest II. identifizieren.
Das Gemälde ist besonders vergleichbar mit zwei monogrammierten Werken van Diests: "Heringfänger unter Geleit von Kriegsschiffen" in der Sammlung Inder Rieden (vgl. G. de Beer, u.a.: The Golden Age of Dutch Marine Painting, The Inder Rieden Collection, Leiden 2019, Bd. II, Kat. Nr. 43) und "Marinelandschaft mit Fischern im Vordergrund" (Koller, Zürich, 1. April 2011, Lot 3027). Gemälde wie diese beinhalten kleine Details, die auf Werken von Jeronimus van Diest immer wiederkehren, wie beispielsweise kreisförmige Wolkenformationen durch eine mittige Aufklarung des Himmels, sowie unvermittelt auftauchende kleine Buntwerte in der Kleidung der Seeleute oder drapierte Tücher, hier das verspielte, dekorative Element der um den Flaggenstock gewickelten Flagge. Auch das vollbesetzte Ruderboot mit vorn links mit zehn Insassen, von denen ein Stehender einen Bootshaken hält, findet sich immer wieder, beispielsweise in der oben erwähnten "Marinelandschaft" oder ein ähnliches Boot mit sechs Insassen auf Jeronimus van Diests 1667 entstandenem Hauptwerk, welches das beschlagnahmte englische Admiralsschiff ‚Prince Charles‘ (Amsterdam, Rijksmuseum, inv./cat.nr. SK-A-1389), zeigt (vgl. Gutachten Dr. Gerlinde de Beer).
Rowing boat, Smalschip and other vessels on a rough sea
c. 1650-60
oil on canvas; framed
102 x 144 cm
Lempertz, Cologne, 16 May 2009, lot 1075 (as Simon de Vlieger);
art dealer, Austria, 2010;
Dorotheum, Vienna, 10 November 2020, lot 224 (as Simon de Vlieger);
Dorotheum, Vienna, 9 June 2021, lot 191 (as Pieter Mulier, follower of);
private property, Netherlands
Several boats and ships are cruising on a violently moving sea. The front wave track carrying a fully manned rowing boat is designed in dark grey in the manner of a repoussoir. In the right-hand middle ground, a 'smalschip' is sailing to the right, on which two sailors are securing the foresail and flag, while a third is operating the rudder. More ships poulate the sea in the background, while in the distance on the left, diagonal, slightly streaky sections suggest the descent of rain showers. There, against a lighter area of sky, the silhouette of a church with a blunt tower stands out. The location is not specified. But the presence of three-masters near the coast points to the Zuiderzee, which was surrounded by land except for the entrance to the open North Sea, but could be navigated by three-masters.
Since the painting appeared on the art market in 2009, it has been attributed to both Simon de Vlieger (1600/01-1653) and a successor of Pieter Mulier I (c. 1600-1659/61). In a detailed analysis, however, Dr Gerlinde de Beer has now been able to identify the present seascape as an autograph work by the marine painter Jeronimus van Diest II, who worked in The Hague and London.
The painting is particularly comparable to two monogrammed works by van Diest: "Herring Catchers under Escort of Warships" in the Inder Rieden Collection (cf. G. de Beer, et al: The Golden Age of Dutch Marine Painting, The Inder Rieden Collection, Leiden 2019, vol. II, cat. No. 43) and "Marine Landscape with Fishermen in the Foreground" (Koller, Zurich, 1 April 2011, lot 3027). Paintings like these include small details that recur in works by Jeronimus van Diest, such as circular cloud formations caused by a central clearing of the sky, as well as unexpected small, coloured values in the sailors' clothing or draped cloths, here the playful, decorative element of the flag wrapped around the flagpole. The fully occupied rowing boat with ten occupants in the front left, one of whom is standing and holding a boat hook, is also found again and again, for example in the above-mentioned "Marine Landscape" or a similar boat with six occupants in Jeronimus van Diest's 1667 major work, which shows the seized English admiral's ship 'Prince Charles' (Amsterdam, Rijksmuseum, inv./cat.no. SK-A-1389), (cf. certificate Dr. Gerlinde de Beer).