Subasta 195 Parte 2 Modern & Contemporary Art & Antiques
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Johann Wolfgang von Goethe
1749 Frankfurt am Main - 1832 Weimar - Sogenanntes Denk- und Sendeblatt: ...

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Johann Wolfgang von Goethe
1749 Frankfurt am Main - 1832 Weimar - Sogenanntes Denk- und Sendeblatt: "Regenbogen über den Hügeln einer anmutigen Landschaft" - Sogenanntes Denk- und Sendeblatt mit einem im Zentrum von Goethe handschriftlich verfassten trochäischen Vierheber: "Über Wiese, Hayn und Dach / Brauste Krieges Ungemach, / Wo jetzt Frühlings Athem fächelt, / Wo der Friedensbogen lächelt. / Weimar März / 1826 / Goethe". Im unteren Bereich der Schrift wohl mit fragmentarischen Fingerabdrücken. Darüber befindet sich das Symbolbild "Regenbogen über den Hügeln einer anmutigen Landschaft" in Form einer kolorierten Radierung (geschaffen von Christian Ermer) mit partiell angefügter aquarellierter Tuschezeichnung (im Bereich der oberen Laubranke). Sowohl für die Kolorierung, als auch für die malerische Ergänzung ist die Urheberschaft Goethes ungewiss, kann aber nicht ausgeschlossen werden. Im Bereich unter der Handschrift - und in dieser Form eine Besonderheit - mit einer Radierung von "Göthes Gartenhaus" von Carl August Schwerdgeburth (1785-1876). Blattmaß: 21,2 x 13,4 cm. Maße der Handschrift Goethes: 12,5 x 4,6 cm. Maß der kolorierten Radierung "Regenbogen über den Hügeln einer anmutigen Landschaft": 4,9 x 10,8 cm. Maße der Radierung "Göthes Gartenhaus": 7,8 x 10,1 cm. Unter Glas in einem biedermeierlichen Rahmen gerahmt. Horizontale Knickspur mit partieller Rissbildung. Rückseitig am Glas befestigt. - Lit.: Bers, Anna. Münzen für den Weltmarkt, Wertpapiere für Weimar. Goethes Chinesisch-Deutsche Jahres- und Tageszeiten und die "Gedichte zu symbolischen Bildern" als Zahlungsmittel im Zeichenhandel der Jahre 1814 bis 1832. Diss. phil. Göttingen 2016. - Das Blatt wurde von Frau Dr. Anna Bers im Original begutachtet. Ein wissenschaftlicher Artikel im Goethe-Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft in Weimar e. V. ist in Vorbereitung. - Wir danken Frau Dr. Anna Bers für die freundlichen wissenschaftlichen Hinweise. - Das Blatt wurde dem Goethe- und Schiller-Archiv der Klassik Stiftung Weimar im Original vorgelegt und für authentisch erklärt. - Provenienz: Privatbesitz Norddeutschland, zuvor familiärer Besitz. In Johann Wolfgang von Goethes umfangreichem Nachlass nimmt die Korrespondenz einen nicht unbedeutenden Teil ein. Eine besondere Erscheinungsform stellen hierbei die Denk- und Sendeblätter dar, von denen in der Literatur 34 Exemplare erwähnt werden (vgl. dazu: Beers, S. 258). Auf diese Weise bezeichnete Goethe Schreiben oder Briefbeilagen, in denen neben einem oft symbolträchtigen Bild auch ein kurzer handschriftlicher Text, zum Beispiel in Form eines Gedichts, formuliert war, sodass Bild und Textebene zu künstlerischen Kleinoden verschmolzen. Diese Denk- und Sendeblätter wurden in der Regel an Freunde, Angehörige oder bedeutende Persönlichkeiten verschickt und enthalten situationsbedingt oder anlassbezogen Widmungen, Grüße oder ähnliches. (Vgl. dazu: "Die Symbolischen Bilder als Einzelminiaturen auf Denk und Sendeblättern" in Bers, S. 257ff.) Das betreffende Sendeblatt an einen unbekannten Empfänger stellt in diesem Zusammenhang eine Besonderheit dar. So wird die Verbindung aus Symbolbild und Gedicht unterhalb der handschriftlich geschrieben Zeilen um eine dritte Ebene, eine Abbildung von Goethes Gartenhaus, erweitert (nur ein vergleichbares Sendeblatt ist in dieser Form bekannt, vgl. dazu auch: Bers, S. 380). Bei dem Symbolbild "Regenbogen über den Hügeln einer anmutigen Landschaft" handelt es sich um eines von insgesamt acht Werken mit unterschiedlichen Motiven, deren Entstehungsgeschichte in das Jahr 1814 zurückreicht. Im Rahmen der Feierlichkeiten zur Rückkehr des Herzogs Carl August aus dem siegreichen Krieg gegen Napoleon nach Weimar ließ Goethe nach seinen Vorstellungen acht Tafeln mit symbolischen Abbildungen gestalten, die zum Empfang des Herzogs am 1. September 1814 an der Eingangspforte der Weimarer Kunstschule angebracht wurden. Elf Jahre später, am 3. September 1825, konnten die Weimarer Bürgerinnen und Bürger diese Tafeln anlässlich des fünfzigsten Thronjubiläums Carl Augusts erneut bewundern, dieses Mal angebracht an Goethes Haus am Frauenplan. Johann Peter Eckermann bemerkte in den zu diesem Anlass von ihm herausgegebenen zwei Bänden mit dem Titel "Weimars Jubelfest am 3. September": "Goethes Haus wurde zuletzt genannt; es war, wie es sich erwarten ließ, das sinnreichst-geschmückte der Stadt. Ausgezeichnet erschien es vorzüglich durch eine Reihe symbolischer Gemälde, die unter geschmackvollen Laubverzierungen an der Fronte des Hauses hinlief und deren Deutung den Beschauern viel zu schaffen machte." Für diese Festschrift wurden auch die acht Tafeln durch Christian Ermer (1786 Weimar - 1855 ebenda), der für Goethe mehrfach Zeichnungen und Gemälde fertigte, in Miniaturform neu gestaltet. Ab 1826 verwendete Goethe (wie auch im vorliegenden Sendeblatt) diese neuen Versionen für seine Korrespondenz (vgl. dazu: "Historischer Abriss verschiedener Fassungen der Symbolischen Bilder und ihre Verwendungszusammenhänge", in Bers, S. 239ff.). "Regenbogen über den Hügeln einer anmutigen Landschaft" ist eine Radierung, die anschließend handkoloriert und im oberen Bildfelfd ergänzt wurde. Das eigentliche Bild wird hierbei von einer Blumengirlande umrahmt und so der Eindruck einer achteckigen Holzvertäfelung erweckt (vgl. Bers, S. 272). Das Motiv des Regenbogens, der sich nach einem stürmischen Gewitter über einer hügeligen Landschaft formt, ist dabei für Goethe kein neues - literarisch wird es unter anderem in Schäfers Klagelied von 1802 verarbeitet. Das abgebildete Symbolbild könnte möglicherweise als eine Anspielung auf Caspar David Friedrichs "Gebirgslandschaft mit Regenbogen" von 1810 anzusehen sein, das wohl ab 1810 im Besitz Carl Augusts war und ein Beispiel für den gegenseitigen Austausch Goethes mit Friedrich darstellt. Als einziges der 8 angesprochenen Blätter weist es somit ein direkt zu identifizierendes motivisches Vorbild auf (vgl. Bers, S. 359f.). Ein äußerst bemerkenswertes Detail sind vermutlich zudem mehrere fragmentarische Fingerabdrücke, die sich etwas oberhalb des Wortes "März" auf dem Sendeblatt befinden, wohl aus der Zeit stammen und mehr als geeignet sind, die Fantasie anzuregen. Beim folgenden Vierzeiler handelt es sich um einen von Goethe handschriftlich verfassten trochäischen Vierheber, von dem verschiedene Varianten existieren und der mit dem Gedicht "Regenbogen über den Hügeln einer anmutigen Landschaft" in Zusammenhang steht (vgl. dazu auch: Bers, S. 380f.): Über Wiese, Hayn und Dach Brauste Krieges Ungemach, Wo jetzt Frühlings Athem fächelt, Wo der Friedensbogen lächelt. Weimar März 1826 Goethe Die spielerische Freiheit mit der Goethe seine Verse abänderte, wird deutlich, wenn man eine bereits bekannte Version gegenüberstellt (vgl. dazu auch: Bers, S. 380f.): Über Wiese, Hain und Dach Stürzte Krieges Ungemach, Wo nun Frühlings Lüftchen fächelt, Und der Friedens-Bogen lächelt. Die Radierung vom Goethes Gartenhaus wurde von dem befreundeten Kupferstecher Carl August Schwerdgeburth (1785 Dresden - 1878 Weimar) angefertigt. Das links hinter einer Gartenhecke liegende Haus ermöglicht einen unverstellten Blick.
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